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Strukturelle Veränderungen der Arbeitsprozesse und Arbeitsergebnisse als Folge des Einsatzes "neuer Medien"

 

Auf den ersten Blick sieht das Thema nach modernistischer (oder postmoderner) Effekthascherei aus. Wer heute gehört werden will, sollte schon über die „neuen Medien“ (sind es überhaupt noch „Medien“ im klassischen Sinn?) oder doch wenigstens über „Methoden“ sprechen.

Ganz so einfach freilich stellt sich die Problemlage nicht dar. Was gegenwärtig an Veränderungen im  geistes­geschichtlichen Bereich als Folge der Veränderungen der medialen Landschaft geschieht, ist nur noch ver­gleich­bar mit dem, was Gutenberg mit der Erfindung des Buchdrucks in seiner Zeit an Veränderungen provozierte. Dabei geht es nicht nur um ein quantitativ-additives Vermehren einzelner Möglichkeiten, Zugriffe und Zugänge, sondern um eine qualitative Veränderung sowohl der Perspektivik wie auch der Inhalte.

Wir gehen davon aus, dass „Inhalte an sich“ schon in den Zeiten des Buchdrucks nicht als eigenständige Größen zu sehen waren, sondern immer schon in ihrer Rezeption durch Leser zu begreifen waren. Gleiches gilt nun auch beispielsweise für „Inhalte“, die via Internet zugänglich werden. Das bedeutet, dass sich sowohl die Prozesse der Aneignung/Rezeption gegenüber den bisherigen Prozessen verändern wie auch, dass die Ergebnisse qualitativ anders werden, die am Ende solcher Prozesse stehen.

1                  Veränderungen der Arbeitsprozesse: Die Recherche und die Auseinandersetzung mit dem in Frage stehenden (Interpretations-) Problem als dialektischer Prozess

 

Die Situation:

a) Wir sehen uns mit einer Informationsflut konfrontiert und müssen mit Quantitätsproblemen fertig werden. Wir werden auf eine Unmenge von Sekundärtexten stoßen. Diese Menge ist in vollem Umfang nicht zu bewältigen. Es muss also ausgewählt werden. Dafür gilt es Kriterien zu entwickeln.

b) Die Einzelbelege sind äußerst heterogen. So ergeben sich Qualitätsprobleme, die bewältigt werden müssen.

c)  Die Arbeitsprozesse werden auf mehreren Ebenen ablaufen. Diese Ebenen müssen dialektisch aufeinander bezogen werden.

     Bisher wurde der Prozess in der Regel (vielleicht auch: im günstigeren Fall?) bestimmt durch zwei Momente: Zum einen hatte es der Unterricht mit dem (didaktisch ad usum Delphini schon aufbereiteten) Primärtext zu tun. Zum andern gab es da einige (oder einen ...) vom Lehrer, Schulbuchautor, vom Herausgeber der Fachzeitschrift ... ausgewählte(n) Sekundärtext(e), versehen mit Arbeitsaufträgen, die dann von den Schülern zu bearbeiten und in den Gesamtverstehensprozess zu integrieren waren. (Meist haperte es schon bei dieser Integration. Sie wurde dann eben vom Lehrer geleistet.)

            Die nun einsetzenden Arbeitsprozesse sind nach bestimmten Gesichtspunkten zu phasieren (Gesichtspunkte, die in früheren Prozessen zum Teil die didaktischen Vorüberlegungen der Lehrer/-innen bestimmten, die nun aber von den Schülern einzubringen sind!). Gleichzeitig werden die Prozesse auf verschiedenen Ebenen ablaufen. Beides ist gekoppelt zu sehen. Weiter verkompliziert wird der Komplex dadurch, dass die Prozesse arbeitsteilig durchgeführt werden und die Ergebnisse am Ende integriert werden müssen. Die Struktur der Phasen und Ebenen lässt sich etwa so darstellen:

 


 

Ebene

Phase 1

Phase 2

Phase 3

Phase 4.....

Primärtext- Leser

Ablauf: Versuch eines ersten Verstehens; Ziel: Ausformulieren von Fragestellungen und Problemkreisen

Lösungsversuche „mit Bordmitteln“: Strukturanalysen nach „traditionellen“ Fragestellungen, dabei Präzisierung von Fragestellungen an die Sekundärtexte; Problemstellungen werden auf Stichwörter reduziert

 Erster Versuch, den hermeneutischen Zirkel abzuschließen und ein eigenständiges Textverständnis (bezogen auf den Primärtext) zu formulieren.

 

In einem Neuansatz des hermeneutischen Zirkels können vertiefende Fragen ausformuliert werden; Problematik wird ausgeweitet: Rezeptionsgeschichtliche Fragestellungen; Aktualitätsfragen

Sekundär-texte -

Sammlung,
erste Sichtung

Die Sekundärtexte liefern nicht schon thematische Orientierungen bzw. Problemstellungen oder Fragen; gezielte Suche nach Texten, die Antworten geben (können) auf die Fragen der ersten Ebene; Teilfragen werden beantwortet; Problem: Validitätskriterien (Wie zuverlässig sind die Texte?); gefordert hier (u.a.) die Ebenen 1 und 3: eigenverantwortliche Entscheidung

 

 

 Methodisch: Reflexionsphase: Das neu gewonnene Knowhow wird ausgewiesen und für künftige Prozesse (der ersten Ebene) fruchtbar gemacht

Gezielte Sichtung...

Verstehen/
eigenes Konzept

Entwurf von ersten Rahmenvorstellungen; Ziel: interne wie externe Abklärung des Verstehensrahmens und der Verstehensvoraussetzungen

Ansätze eines eigenen Deutungskonzepts werden konturiert: Basis: Integration der Ebenen 1 und zwei. Dabei wird zwischen Sekundärtexten und eigenem Konzept zu vermitteln sein; auch möglich: Horizontverschmelzung im mehrfachen Sinn; Vernetzung der Ebenen kommt zum Tragen

 

Auseinandersetzung mit Text und Deutung(en)

 


 

1.1     Internet als Informationsquelle nutzen: recherchieren

Da im Internet ohne Unterscheidung nach "Rang und Namen" zunächst einmal alle Informationen zum gleichen Thema gleichberechtigt nebeneinander stehen und vom Internet her kein Qualitätsmanagement betrieben wird (wer sollte das auch betreiben?) bleibt es dem Benutzer überlassen, aus dem Informationsangebot, das ihm die Suchmaschinen zugänglich machen, auszuwählen, Zuverlässiges von weniger Zuverlässigem zu trennen, kurz, das Angebot nach bestimmten (Qualitäts-) Kriterien zu durchforsten.

1.1.1  Allgemeine Suchbegriffe

Wir setzen voraus, dass es Suchmaschinen gibt (es gibt tatsächlich heute über 3500 solche Maschinen) und vielleicht auch, dass es einen oder mehrere Informanten gibt, die ihre Seiten entsprechend angemeldet haben. Nun wissen wir natürlich nicht, welche Stichwörter die Informanten an die Suchmaschinen gegeben haben. Wir werden deshalb die Suche nach eigenen Stichwörtern beginnen. Dabei gehen wir von allgemeinen Begriffen aus und verfeinern die Suche dann mehr und mehr.

In unserem Beispielfall geht es um Johann Wolfgang von Goethe: Iphigenie. Wir wählen als allgemeinstes die Sache betreffendes Stichwort den Titel. Die Suchmaschine Google liefert nach 12 Sekunden ca. 19300 Nennungen/Fundstellen. Das bedeutet nun: Wir würden - wenn überhaupt - nur mit einem ungeheuren Zeitaufwand zu einer groben Sichtung der Informationsangebote kommen. Wir werden also zunächst weitere allgemeine Begriffe benutzen, die wir kombinieren, um die Zahl der Belege weiter einzuschränken. Schon der Autor Goethe als Nennung schließt eine Menge von Nennungen (Euripides, Bilder…) aus. Es bleiben aber immer noch 4700 Belege übrig.

Ein erster Überblick über die Nennungen zeigt, dass da auch mehrmals einfach nur die Textausgaben erscheinen bzw. Buchhandlungen auftreten, die das entsprechende Buch in ihrem Angebot führen. Wir werden also unsere Suche erweitern und bestimmte Begriffe (etwa: ISBN oder Preis) ausschließen. So erreichen wir eine weitere Reduktion der Belegstellen, haben es aber immer noch mit ca. 4000 Nennungen zu tun. Wir werden uns nun um konkretere Suchbegriffe bemühen müssen, wenn wir eine überschaubare Anzahl von Belegstellen erhalten wollen.

1.2     Gezielte/spezifische Suchbegriffe

Solche konkreten Suchbegriffe, wie wir sie nun benötigen, lassen sich nicht mehr abstrakt allgemeingültig angeben. Vielmehr können wir jetzt nur Verfahren vorführen, wie man zu solchen konkreten Begriffen kommen kann, die man dann einsetzen wird, um die Suche zu verfeinern. Wir werden in diesem Zusammenhang fachorientiert vorgehen müssen.

Wir können zwei verschiedene Grundverfahren anwenden, um zu weiter einengenden, spezifizierenden Begriffen zu kommen:

-          Wir sprechen über den konkreten Fall und formulieren bei unserem Gespräch immer wieder Fragen bzw. Hypothesen. Diese Formulierungen reduzieren wir dann auf die Begriffe, die ihnen zugrunde liegen. (So könnte sich im Gespräch z.B. ergeben, dass man sich über Iphigenie unterhält und ihre Wirkung auf Orest, der zunächst als krank erscheint, dann aber einen eigenartigen Heilungsprozess durchgemacht zu haben scheint. So wird man Stichwörtern wie Orest, Krankheit, Heilung kommen. Geben wir die Begriffe Orest + Krankheit ein, (bei Beibehaltung der oben erreichten Reduktion), so erhalten wir 22 Nennungen. Bei Orest + Heilung gibt es  16 Belegstellen.

-          Ein zweites Verfahren ist wohl eher allgemeingültig anwendbar: Man ordnet das konkrete Problem in den einschlägigen Fachhorizont ein und zieht Fachbegriffe  heran, die in diesem Horizont üblich sind. In unserem Fall würde das so aussehen: Wir betrachten "Iphigenie" als Drama und fragen nach Grundbegriffen des Dramatischen, die nun einzubringen sind. So lässt sich fragen nach Konflikt. Das führt zu  207 Nennungen, nach Handlung: 322, verbindet man beide Stichwörter (Handlung+Konflikt) so erhält man 108 Hinweise. Fragt man nach Konfliktlösung, so bleiben noch 18 Vorschläge. Ähnlich sieht es aus mit der Konfiguration: zehn Belege werden genannt, während zum Stichwort Figuren noch  278 Nennungen zu verzeichnen waren. Es sollte aber bedacht werden, dass die Nennung weniger Stellen nicht schon gleich auch zu den brauchbaren Informationen führt. Es kann durchaus sein, dass unter Konfliktlösung andere Quellen auftauchen als die, die unter Konflikt angeboten wurden. So wird man wohl oder übel doch einige Quellen überprüfen müssen, bis man (vielleicht) etwas Brauchbares gefunden hat.

-          Natürlich lassen sich auch beide Verfahren kombinieren. So erhält man dann wohl besonders tragfähige und auch hinreichend trennscharfe Kriteriengruppen, die jeweils zu brauchbaren (sofern vorhanden!) Belegsammlungen führen. So führt z.B. die Kombination von Euripides und Konfiguration zu zwei Nennungen.

-          Das letzte Beispiel verweist auf eine vielleicht dritte Möglichkeit, ein brauchbares Stichwort zu finden: Man hat schon einiges Fachwissen erworben und setzt nun einschlägige Fachbegriffe zu dem in Verbindung, was gerade ansteht. Dieses Verfahren gewinnt an Bedeutung, wenn wir uns schon in ein Thema etwas eingearbeitet haben und nun den einen oder anderen Aspekt vertiefen wollen. Wir haben dann eben schon einiges Wissen erworben und bringen dieses ein in die weitere Suche. In unserem Beispiel wäre es z.B. möglich, dass im Verlauf der Arbeit  Euripides als Stoffquelle in den Blick gekommen wäre und dann die Frage auftauchte: Was hat Goethe geändert? So wird man wohl auf die Figuren stoßen und entsprechend nachfragen bzw. weiter suchen. Oder wir stoßen immer wieder - mal in diesem, mal in jenem Zusammenhang -  auf den Begriff human/Humanismus. Nun wird man (vielleicht) erst mal in der Literaturgeschichte nachschauen und da wird man sehen, dass es  tatsächlich einen Zusammenhang zur Iphigenie gibt. Allerdings: Human führt erst mal zu ca. 355 Seitenvorschlägen. Sieht man etwas genauer hin, tauchen viele englische Texte auf, die das Adjektiv "human" enthalten. Schränken wir deshalb ein auf  human+Seiten auf deutsch: so bleiben noch 60 Nennungen. Wir sollten dann aber auch nach Humanismus fragen. Wir werden dann auf 97 Belege verwiesen. Dringen wir noch weiter in die Materie ein, so könnten wir auch nach der Lösung von Detailproblemen suchen, sofern es uns gelingt, geeignete Stichwörter zu finden oder zu kombinieren. Beispiel: Iphigenie wie Orest sprechen öfter vom "Fluch ihres Geschlechts". Suchen wir nach "Fluch", so werden wir auf 123 Belege verweisen. Haben wir aber schon herausgefunden, dass es sich um den Fluch handelt, der auf dem Geschlecht der Tantaliden lastet, so können wir koppeln: Tantaliden + Fluch und es bleiben noch 12 Verweise übrig. Wir haben das Problem aufgegliedert und nach Teilbegriffen bzw. Begriffskombinationen gesucht.

1.3     Qualitätskriterien

Wir haben nun durch Stichwortwahl und Kombination der Suchbegriffe die in Frage kommenden Informationsangebote doch deutlich reduziert. Immer noch aber finden wir mehr oder weniger "unsortiert" nebeneinander Unterrichtsvorbereitungen für Lehrer, Referate von Schülern und Studenten, Hausarbeiten aus Schule und Universität, Aussagen von Fachautoritäten usw. Wie soll man aber entscheiden, welche Information als zuverlässig in Frage kommt und welche man besser aussortiert?

Wir können wiederum verschiedene und auch verschiedenartige Kriterien anwenden.

Äußere Kriterien

-          Wir werden erst einmal recht "oberflächliche", äußere Kriterien als Entscheidungshilfen heranziehen.: Sprachrichtigkeit, Rechtschreibung, Zeichensetzung sollten schon in Ordnung sein. Eine Arbeit mit unzuverlässiger Rechtschreibung, mit Satzbaufehlern oder ungeschickter, vielleicht sogar unsachgemäßer Wortwahl deutet auf einen Autor/eine Autorin hin, die wohl auch im Sachbereich "schwach" ist.

-          Ein Text, der sich mehr oder weniger "frei schwadronierend", eher essayistisch über ein Thema auslässt, wird zwar unter Umständen äußerst kluge und gute Gedanken enthalten. Als Ganzes aber sollte man auch ihn mit Vorsicht zur Kenntnis nehmen. Der Einsatz eines solchen Textes als Informationsquelle erfordert den kritischen und sachkundigen Benutzer.

-          Eine erste Einordnung der Quelle ("geistige" Herkunft/Qualifikation des Autors? (Schülerreferat…) usw.) kann eine Orientierung über Zuverlässigkeit, Brauchbarkeit und Ähnliches liefern.

o       Als zuverlässig können wir Arbeiten betrachten, die an der Universität angefertigt wurden, die Quelle genau angeben, vielleicht auch den ursprünglichen Verwendungszusammenhang und eine mögliche Bewertung vermerken.

o       Auch wenn Fachautoritäten sich zum Thema äußern, können wir eine gewisse Zuverlässigkeit  voraussetzen. Die entsprechenden Texte aber haben den Nachteil, dass sie bisweilen recht abstrakt formuliert und somit nicht ganz einfach zu verstehen sind.

Arbeitsweise des Verfassers

Mit den bisher genannten Kriterien in Zusammenhang zu sehen ist eine Gruppe von Gesichtspunkten, die zwar die "Oberfläche" betreffen, die aber viel mit der Denk- und Arbeitsweise des jeweiligen Verfassers zu tun haben können und so gewisse Rückschlüsse auf die Dignität des Textes von der inhaltlichen Seite her gestatten. Man kann z.B. fragen:

o       Wird sauber zitiert? Werden Quelle benutzt und angegeben?

o       Wie steht es um die Sprachgebung? Ist der Stil sachangemessen,  "ausgefeilt"? Werden Fachbegriffe sachgerecht verwendet?

o       Wird der Text übersichtlich und nachvollziehbar gegliedert?

o       Ist die Gedankenführung nachvollziehbar?

 

Inhaltliche Kriterien

Eher inhaltliche Kriterien sind schon schwieriger zu entwickeln, vor allem wenn es darum geht, auf möglichst viele Fälle übertragbare Gesichtspunkte zusammenzustellen. Man wird da auf jeden Fall angewiesen sein auf den Vergleich mit eigenem Wissen, das heißt, die eigene (Fach-) Kompetenz ist da schon in gewisser Weise gefragt. Aber auch wenn man sich in ein Fachgebiet erst einarbeiten will, kann man doch  Hinweise auf die Zuverlässigkeit eines Textes erhalten, wenn man genauer hinschaut und feststellt:

o       Wie steht es um die Markierung und Begründung von Thesen/Meinungen?

o       Werden Interpretationsaussagen sachgerecht belegt?  Gibt es Absicherungen der Aussagen (Sekundärtexte…)?

o       Werden die (verwendeten?) Fachbegriffe angemessen behandelt (u. U. definiert, erläutert, abgegrenzt)?

o       Werden sekundäre Quellen heran gezogen?

 

Personenbezogene“ Kriterien

Ein wichtiges Kriterium sollte mit Vorsicht angewandt aber doch nicht vergessen werden: Wir werden immer fragen: Bringt uns die Information weiter?  Liefert sie uns Hilfen beim Verstehen? Wir sollten immer bedenken: Eigentlich geht es um ein Problem, das wir zu lösen haben. Wir suchen keine kompletten Problemlösungen (dann wäre unser Bemühen eigentlich umsonst), sondern Lösungshilfen. Das bedeutet andererseits, dass wir selbst uns ein Lösungskonzept zurechtlegen sollten und dann bei der Realisation dieses Konzepts auf weitere Hilfsmittel zurückgreifen.

 Alle genannten Kriterien machen eines deutlich: Es wird nun dem Schüler ein deutliches Mehr an Verantwortung zugemutet als das im bisher üblichen Unterricht der Fall war. Er wird sogar - fast selbstverständlich - als "fachkompetent" angesehen, wenn es um die Entscheidung über Akzeptanz des einen oder anderen Textes geht.

2                       Mit der Informationsflut fertig werden

Wir haben nun erste Auswahlkriterien kennen gelernt. Und doch lässt sich die immense Informationsflut noch immer kaum bewältigen. Wir müssen die Arbeit teilen, wenn wir nicht allzu willkürlich auswählen und uns dem Zufall überlassen wollen.

2.1     Arbeit teilen

Bisherige Gruppenarbeit: Lehrer übernimmt Aufteilung; Arbeitsaufträge werden gestellt. Jetzt:

Planungsgespräch strukturiert das Problem.

Beispiel Opernball:

  

 

 

Es werden problemorientierte Gruppen gebildet, die Fragestellungen entwerfen und modifizieren.

 

2.2     Arbeit vernetzen

Es versteht sich von selbst, dass während der Arbeit die Gruppen untereinander Kontakt halten müssen. Gegebenfalls wird das durch kurze Unterbrechungen und Plenumsgespräche gewährleistet. So wird da ein Austausch möglich über

-          behandelte Themen/Probleme (es lassen ich dann bereits n diesem Stadium Querverbindungen und Querverweise einbauen.)

-          benutzte Quellen und Dokumente (auch so lassen sich Dubletten vermeiden oder aber multiperspektivische Betrachtungsweisen provozieren.)

 

2.3     Ergebnisse integrieren

Entsprechend den vernetzten Strategien des Erarbeitens werden nun die Ergebnisse selbst vernetzt, genauer: Die Zusammenhänge, die Komplexität des untersuchten „Gegenstandes“ wurden bereits bei der Erarbeitung ins Bewusstsein gerückt, auch wenn „nur“ in Gruppen an Teilproblemen gearbeitet wurde. Bei jeder Frage wurde die Arbeit der anderen Gruppen mitgedacht, soweit sie den eigenen Problemkreis tangierte.  Die Skizze versucht zu verdeutlichen, wie einmal die thematische Vernetzung innerhalb der „Sache“ zu denken ist, und wie zum andern parallel die zugeordneten Gruppen in verschiedenen Dimensionen denken müssen, wenn sie ihrer „Sache“ gerecht werden wollen.

Damit aber berühren wir den zweite nteil, die Frage nach den Strukturellen Veränderungen der im Unterricht erzielten bzw. erzielbaren Ergebnisse.

 

2                  Strukturelle Veränderungen der Arbeitsergebnisse: Integration der einzelnen Sichtweisen als ein Sichtbarmachen von Strukturen und Vernetzungen

 Ging es bisher nur um den Arbeitsprozess, so ist nun auch gerade für das Arbeiten in einer Lerngruppe zu bedenken, wie mit den Ergebnissen zu verfahren ist. Grundsätzlich stellt sich das Problem der Präsentation, Vermittlung und Integration von Gruppenarbeitsergebnissen. Sollen die anfallenden Datenmengen bewältigt werden, wird es unumgänglich, in arbeitsteiligen Gruppen zu arbeiten. Da aber die je erzielten Ergebnisse schon recht komplex sein werden, wird es unumgänglich, auch angemessene Präsentationstechniken zu entwickeln. Diese Techniken selbst nutzen die Möglichkeiten, die die neuen Medien bieten (dabei stellt der Tageslichtprojektor schon eher ein traditionelles Medium dar!), und gestatten es, komplexe Strukturen und Vernetzungen darzustellen und durchschaubar zu machen. Vor allem aber wird es möglich, die Teilergebnisse in ein Gesamtergebnis zu integrieren, sofern zu Beginn ein entsprechendes Darstellungsraster für die und von den Gruppen entwickelt wurde.

 

Wir gehen aus von der These, dass auch die Struktur der Ergebnisse sich verändert, wenn neue Medien zum Einsatz kommen. Bisher wurden zwar auch viele Arbeitsprozesse in arbeitsteiliger Gruppenarbeit durchgeführt, die Präsentation der Ergebnisse aber geschah in aller Regel durch einen Protokollanten oder Berichterstatter, der sozusagen das Erarbeitete auf den Punkt brachte und dem Kurs – sofern er überhaupt aufnahmewillig war – mitteilte. Nun aber ist die angemessene Präsentation bereits Teil der Aufgabenstellung. Es wird darum gehen, die Ergebnisse als einen vielschichtigen Komplex so zu präsentieren, dass strukturelle Zusammenhänge sowohl im Gegenstandsbereich wie auch im methodischen Bereich offen gelegt werden und nachvollziehbar bleiben. Darüber hinaus müssen die Ergebnisse so gestaltet sein, dass sie sich als Teilergebnisse in den Gesamtrahmen integrieren lassen.

 

Das bedeutet: Die Aufgabenstellung „Bereitet eure Ergebnisse so auf, dass die Ergebnisse wie die Vernetzungszusammenhänge mit anderen Teilen erkennbar werden“ zwingt die Schüler zu einem neuen Denken. Sie müssen einerseits das zu Erarbeitende vertieft angehen und Zusammenhänge selbst durchschauen.

Dann aber müssen sie dokumentieren, dass sie Zusammenhänge durchschaut haben, indem sie eine Struktur darstellen, sie also visualisieren.  Schließlich müssen sie weiterreichende Zusammenhänge mit in Betracht ziehen. Diese brauchen sie zwar nicht zu bearbeiten (das tun andere!), aber sie müssen „Kontakt halten“ und die Punkte und Knoten offen legen, an denen die andern sich einklinken können. Solche Präsentationen stellen in gewissem Sinn Hypertexte dar, die im konkreten Fall immer erkennen lassen, dass ein isoliertes Detail nur im Gesamtzusammenhang einen Sinn macht.

Allerdings: Es handelt sich bei einer solchen Vorstellung im Grunde aber immer noch um eine eher lineare Präsentation. Interne Vernetzungen lassen sich nur schwer darstellen und für die "Abnehmer" erfahrbar machen. Wir wenden uns nun einem Medium zu, das geradezu prädestiniert ist, solche Vernetzungen erkennbar zu machen.

2.1    Internet als Informationsträger: Informationen aufbereiten

Wir gehen davon aus, dass wir selbst etwas mitzuteilen haben, etwas darstellen und der Öffentlichkeit zugänglich machen wollen, wobei das Internet genutzt werden soll, um die Information aufzunehmen und zugänglich zu halten. Nun gilt für den Normalfall: Wenn man etwas mitteilen will, dann gibt es verschiedene Faktoren, die die Form wie die Art und Weise der Mitteilung beeinflussen, die also berücksichtigt werden müssen, wenn man die Information angemessen aufbereiten und darstellen  möchte.

Wichtigster Faktor ist da wohl die Sache selbst, über die informiert werden soll. Wir setzen hier voraus, dass, wenn wir als Informanten auftreten wollen, wir auch als "Fachleute" angesehen werden können. Das heißt: Wir müssen sachkundig sein, wir müssen eingearbeitet sein, müssen Bescheid wissen, müssen eine sachangemessene Fachsprache beherrschen und dergleichen mehr.

Ein weiterer Faktor, der im "bisher üblichen Fall" von Informationsverbreitung zu berücksichtigen war, war der Aspekt Abnehmer/Empfänger der Information. Es ging immer darum, auch bei der Sprachgebung sowohl den Kenntnisstand als auch die sprachliche Kompetenz der Abnehmer in Rechnung zu stellen, wenn man daran ging, Informationen zu formulieren. Im "Fall Internet" wird es äußerst schwierig, einen solchen Abnehmer zu umreißen. Deshalb wird man sinnvollerweise der Sachverpflichtung den Vorrang einräumen und sich bei der Aufbereitung vor allem um  eine Form bemühen, die der Sache gerecht wird. Allerdings: Ganz sollte die Frage nach dem Abnehmer nicht aus dem Auge verloren werden. Man wird so etwas wie ein "mittleres Konzept" anstreben und bei der Realisation berücksichtigen.

Das bedeutet: Man wird ein bestimmtes Vorgehen bei der Aufbereitung der Informationen empfehlen können:

-          Die Kriterien, die wir von der Sache her oben entwickelt haben als Suchkriterien und Bewertungskriterien, werden wir auch anzuwenden haben, wenn es darum geht, eigene Informationen anzubieten. Wir werden also im formalen Bereich darauf zu achten haben, dass

o       Sprachrichtigkeit,

o       Rechtschreibung,

o       Zeichensetzung in Ordnung sind.

-          Wir werden um zuverlässige Quellenarbeit bemüht sein und insbesondere sauber zitieren bzw.  Quellen benutzen und angegeben.

-          Auch auf Sprachgebung und Gliederung unserer Ausführungen sollten wir achten, insbesondere sollte man sich um einen sachangemessenen, "ausgefeilten" Stil bemühen. Der Text sollte übersichtlich und nachvollziehbar gegliedert werden. Insbesondere die Gedankenführung muss auch dem (noch) Unkundigen nachvollziehbar sein.

o       Die Gliederung der Darstellung wird vom Stoff her bestimmt.

o       Über die Anordnung dieser Teilaspekte braucht man sich nicht allzu viele Gedanken zu machen, da es ein wesentliches Merkmal des Mediums, mit dem wir arbeiten wollen, ist, dass der Benutzer nicht mehr die Information "der Reihe nach" abarbeiten muss, sondern seine eigene Linie verfolgen und zwischen einzelnen Elementen springen kann. Das hat nun aber zur Folge, dass wir die einzelnen Problemaspekte einerseits in ihrer Fundierung darstellen (das würde bedeuten: wenn wir Textinterpretationen vorlegen ,werden wir sie rückbinden müssen an die zu interpretierenden Texte), und dass wir andererseits die Einbindung in den Gesamthorizont auch bei den einzelnen Aspekten im Auge  behalten und gegebenenfalls immer wieder offen legen müssen.

-          Zwar können wir, das wurde schon betont, wenig aussagen über die künftigen Abnehmer unserer Informationen, aber wir können einige Überlegungen anstellen, die die Darstellung generell für einen Abnehmer "lesbar" machen.

o       Wenn wir eine Fachsprache verwenden und auf eine Fachterminologie zurückgreifen, so muss diese Terminologie offen gelegt und abgegrenzt werden, d.h. Fachbegriffe werden definiert bzw. erläutert.

o       Weitere Zusammenhänge, innerhalb derer unsere Ausführungen zu verstehen sind, müssen nicht unbedingt - und das ist ein Spezificum des Mediums - ausführlich eingebracht und dargestellt werden. Wir haben vielmehr die Möglichkeit, entweder selbst einen Exkurs vorzusehen und die einschlägigen Informationen auf einer "Sonderseite" bereit zu halten. Der Benutzer kann dann bei Bedarf auf diese Seite "springen", oder aber wird bieten eine Verbindung zu einem entsprechenden "Fachmann", einer zuverlässigen Informationsquelle  im Rahmen des Internet an (wir legen einen "Link"). Damit wird der Betrachtungshorizont natürlich immens erweitert.

Beispiel:  Im konkreten Fall "Iphigenie" wird die Frage nach Tantalus  und  dem Tantalidengeschlecht  aktuell. Mann kann nun auf einer eigenen Seite die Gegebenheiten knapp darstellen und im fortlaufenden Text einen Verweis bzw. einen Link einfügen. Oder man zeigt den Weg zu einem "Fachmann", einer speziellen Site, die das anstehende Problem professionell löst.

 

2.2    Internet und Informationsvernetzung: Links setzen

Ein wesentlicher Aspekt des Internet ist darin zu sehen, dass es nun möglich wird, nicht nur Informationen isoliert zu beschaffen, sondern auch Informationen in ihren Zusammenhängen und Vernetzungen zu durchschauen, aber auch sie in solchen Vernetzungen anzubieten, das Internet also als Vernetzungsplattform zu betrachten.

Viele Probleme sind nicht mehr linear darstellbar, da sie in alle möglichen Bereiche hineinreichen. Das Internet bietet die Möglichkeit, solche Überschreitungen und Verknüpfungen als Bestandteil des komplexen Informationsangebots zu sehen. Dabei geht es zum einen um Verknüpfungen innerhalb des eigenen Problemlösungskonzepts. Die verschiedenen Ebenen, die man selbst behandelt hat, lassen sich immer wieder verknüpfen. Beispiel:

 

 

  

Darüber hinaus aber haben wird die Möglichkeit, Links zu anderen Informanten zu legen und die dort angebotenen Informationen in das eigene Konzept zu integrieren. Man wird z.B. einen Begriff, einen Namen oder eine ausführlichere Darstellung eines mythischen Zusammenhangs nicht unbedingt selbst ausarbeiten müssen, wenn man die Möglichkeit hat, direkt auf einen Lexikonartikel zuzugreifen. (Beispiel siehe oben

2.2.1  Verknüpfungen innerhalb der eigenen Ergebnisse

Es wird deshalb Aufgabe sein, genauer zu überprüfen, wo es im Rahmen des eigenen Lösungskomplexes Verbindungen zwischen den einzelnen Blöcken gibt, und dann entsprechende Links zu setzen.

2.2.2  Verknüpfungen "nach außen"

Dann aber wird man auch versuchen, wichtige Informationen von außen durch Links mit den eigenen Darstellungen zu verbinden. Solche Links haben den Vorteil, dass man sich auf Fachautoritäten stützen kann, der Nachteil solcher Außenlinks soll nicht verschwiegen werden: Es ist nicht sicher, ob die angewählten Seiten morgen noch im Netz sind, oder ob unser Link ins Leere gehen.

 

2.3    Gliedern - unter neuen Gesichtspunkten

Wir müssen zwar - ganz im Gegensatz zur Erarbeitung eines Referats - nicht um die Anordnung des Stoffes, um eine nach bestimmten Gesichtspunkten zu organisierende Gliederung kümmern. Wir werden vielmehr den Gesamtstoff in sinnvolle Teile aufteilen, die wir dann jeden für sich genauer untersuchen und weiter bearbeiten werden.

2.3.1   Stoffstrukturen

Wir werden unsere Arbeit an Strukturen orientieren, die sich einerseits am Stoff, andererseits am Medium orientieren. Da wir aber letztlich immer dem Stoff, der Sache verpflichtet bleiben wollen, werden wir zunächst die Aspekte erfassen und bearbeiten, die mit dem zu tun haben, was wir mitteilen wollen.

 

            Stoffblöcke isolieren/Informationsblöcke

 

Der Gesamtkomplex, den wir bearbeitet haben bzw. zu bearbeiten gedenken, setzt sich zusammen aus verschiedenen einzelnen Teilen, aber auch aus verschiedenen Aspekten, unter denen man einen Teilblock betrachten kann, aus verschiedenen Fragestellungen, die Zugang gewähren. Die Betrachtung kann sich nun auch auf verschiedene Ebenen beziehen. Für unsere Website ist dies alles insofern von Belang, als es uns erlaubt, kleinere Einheiten zu bilden, die jeweils für sich bearbeitet und dargestellt werden können. (Da wir keine Gliederung erstellen müssen, brauchen wir uns nicht mit den Problemen einer sachlogischen, chronologischen oder sonstigen  -logischen Gliederung herumzuschlagen. Wir stellen -vorläufig zumindest - die einzelnen Teile nebeneinander und überlassen es dem Benutzer, in welcher Anordnung er sie zur Kenntnis nehmen will. )

Beispiel "Iphigenie": Wir werden feststellen, dass Goethes "Iphigenie" viel zu tun hat mit der deutschen Klassik, ein Problemfeld, das sich nun unter den verschiedensten Aspekten und Perspektiven aber auch auf verschiedenen Ebenen betrachten lässt. Man könnte z.B.

-          nach dem Grundkonzept der Klassik fragen und würde auf verschiedene Vertreter verwiesen, die je eigene Konzeptionen vorstellen,

-          nach Vertretern fragen, und würde auf Beziehungen zwischen einzelnen wichtigen Klassikern und ihren "Wegbereitern" stoßen;

-          nach dem Menschenbild fragen und könnte mit wichtigen Gedanken vertraut werden;

-          nach dem ästhetischen Konzept suchen und würde auf bedeutende Vertreter stoßen;

-          man könnte nach den Quellen und Bezugspunkten fragen und würde auf die Antike verwiesen

-          nach Zielkonzepten fragen und würde auf humanistisches Gedankengut treffen

-          usw…

So ergibt sich im Rahmen und im Verlauf des Arbeitsprozesses ein Stoffblock, in den all die genannten Aspekte zu integrieren wären. Den so entstandenen Block könnte man so bezeichnen: "Iphigenie, ein Dokument der deutschen Klassik".

Dieser Block lässt sich nun in Teilblöcke zerlegen, die durch das Rahmenthema zusammengehalten werden.

In gleicher Weise lassen sich weitere Blöcke bilden, die dann vielleicht mehr textimmanent-interpretatorisch bestimmt sind.

 

Man könnte des Weiteren Rahmenfragestellungen entwerfen, die sich an den dramatischen Grundbegriffen orientieren, wie z.B.

-          Figuren und Konfiguration

-          Handlungsentwicklung - Konfliktentwicklung

Diese Fragestellungen werden in Teilblöcke zerlegt, die jeweils für sich darstellbar sind.

Man wird als z.B. im Rahmen der Konfiguration

-          die einzelnen Figuren betrachten,

-          die Beziehungen zwischen den einzelnen Figuren untersuchen.

Im Rahmen der Handlungsentwicklung könnte man sich bei der weiteren Untergliederung der traditionellen Fachterminologie und der im Fach üblichen übergreifenden Fragestellungen bedienen, also etwa fragen nach

-          der Exposition

-          dem Handlungsansatz, dem Konfliktansatz

-          der Schürzung des Knotens,

-          der Peripetie,

-          der Konfliktentwicklung und -lösung.

Hier wird deutlich, dass man sich bei der "sachimmanenten" Untergliederung des Stoffes weniger an übergreifenden Regeln, wohl aber an fachinternen "Gewohnheiten" und Gebräuchlichkeiten orientieren kann. Solche "Gewohnheiten" haben sich oft in der Fachterminologie niedergeschlagen. Man wird also zu den zentralen (Fach-)Begriffen geeignete Fragestellungen entwickeln, die als eigene Blöcke behandelt werden.

Hinweis: Bei der genaueren Ausarbeitung wird sich immer wieder herausstellen, dass neue Fragen auftauchen, neue Perspektiven sich eröffnen. All das sollte man nicht einfach abtun und sagen: "gehört nicht zum Thema." Man sollte solche Ansätze vielmehr notieren und gegebenenfalls mit anderen Notizen vereinigt neue Problemblöcke konstituieren.

 

Suche nach Querverbindungen zwischen den Blöcken

Wenn wir die einzelnen Teile eines Blocks ausgearbeitet haben, sollten wir sie als erstes nebeneinander halten und fragen, wo es da konkret Verbindungen gibt. Diese Verknüpfungspunkte werden markiert. Dann werden die Großblöcke nebeneinander gelegt. Sie sind natürlich durch den Rahmen des Gesamtthemas verbunden, aber es gibt auch eine Vielzahl von direkten Verbindungen zwischen Block und Block, ja auch zwischen Teilblock des einen und Teilblock des anderen Blocks. Diese Verbindungen werden wiederum entsprechend markiert.

Nun gibt es für alle bisher genannten Blöcke noch zwei Ebenen, die für alle jeweils als Bezugsebenen in Frage kommen. Auch hier müssen wir einiges genauer überprüfen.

Die eine Ebene ist die Ebene der sekundären Quellen, der Fachtexte, der Problemlösungshilfen, der Interpretationshilfen usw., kurz der Sekundärtexte, die wir herangezogen haben bzw. unseren Lesern als Zusatzmaterial anbieten. Hierher gehören dann auch die weiterführenden Informationen, die Lexika usw., die den Verstehenshorizont erweitern.

Schließlich gibt es dann noch jene "Grund-"lage, auf die sich letztlich alles zu beziehen hat, von der her alles seine Berechtigung beziehen muss, von der her alles sich begründet: der Primärtext (oder: der - naturwissenschaftlich zu betrachtende - Sachverhalt), der zu interpretieren, zu verstehen ist.

Wir sollten darauf achten, dass die Verbindungen aus jedem Block und Teilblock, ja aus jeder wichtigen Aussage zu dieser Ebene identifiziert und markiert werden.

3.2    Möglichkeiten des Mediums: Interaktion und Vernetzung

Was wir gegen Ende des letzten Abschnitts erkannt haben, ist ein Phänomen, das eigentlich immer unser Denken mitbestimmt, das aber gerade dann, wenn wir daran gehen, ein Problem schriftlich zu bearbeiten und eine Problemlösung schriftlich auszuarbeiten, oft hintangestellt wird. Wenn wir etwas schriftlich darstellen, sind wir an die Sequentialität der Darstellung gebunden. Wir machen uns zwar Gedanken darüber, in welcher Reihenfolge wir etwas anordnen sollten, wie wir es also gliedern können, so dass spätere Leser eine "Überblick" gewinnen und der Gedankenfolge sowie den Gedankenverknüpfungen folgen können, letztlich aber  - haben  wir uns einmal für eine Reihenfolge entschieden - bleibt dem Leser nichts anderes übrig, als unserer Reihenfolge zu folgen. Gewiss, er kann das eine oder andere überschlagen, überspringen, aber kann sich dann nicht sicher sein, ob er dabei nicht Wichtiges übergeht und Lücken in Kauf nehmen muss.

Unser Denken freilich verläuft nicht in dieser eindimensionalen Weise. Es springt meist, es verknüpft, vernetzt verschiedene Punkte und kommt so zu Einsichten, die sich nur schwer umsetzen lassen in eine Abfolge einzelner Schritte.  Nun gibt es aber durch Computer und Internet die Möglichkeit, solche Vernetzungen nachzubilden und Die Darstellung von Gedankenkomplexen entsprechend zu organisieren. Damit wird die "Vernetzung" ein wesentliches, strukturbestimmendes Moment der Darstellung.

 

3.2.1       Springen nach Interessenslage:

Der Benutzer ist nun frei, einen eigenen Weg zu wählen. Er ist nicht mehr an eine lineare Gedankenfolge gebunden. Er kann eigene Wege suchen, wenn wir entsprechende Pfade vorgesehen haben. Es wird möglich, ein Problem von Block zu Block zu verfolgen. Man ist nicht mehr gezwungen, eine Darlegung von Seite zu Seite  abzuarbeiten. Man kann vielmehr  gezielt "springen" und so eigene Problemlinien verfolgen.

All das konnte man- in Grenzen - auch beim "klassischen Referat" auch. Doch man lief immer Gefahr, beim Überspringen Informationslücken zu schaffen. Darauf wird man nun ganz besonders bei der Ausarbeitung zu achten haben: Jeder Block muss in sich geschlossen ausgearbeitet werden, muss gewissermaßen aus sich heraus verstehbar sein. Dort, wo er nicht  schließbar ist, weil weitere Informationen herangezogen werden müssen, weil weitere Zusammenhänge wichtig werden und dergleichen, da wird man Öffnungen vorsehen und Pfade angeben, die zu den entsprechenden Ergänzungen führen. Es bleibt  dann freilich dem Leser überlassen, ob er diese Wege geht oder nicht.

 Beispiel: Wenn es um das Menschenbild der Klassik geht, kann der Benutzer nun entscheiden, ob er mit einer allgemeinen Formulierung des Grundgedankens zufrieden ist, oder ob er etwas mehr über Winckelmann erfahren möchte. Er kann - vorläufig zumindest - Winckelmann überspringen und wird gegebenenfalls wieder dahin zurückgeführt, wenn es an anderer Stelle unumgänglich wird, die "edle Einfalt, stille Größe" zur Kenntnis zu nehmen.

 

3.2.2       Verweisungen zwischen den Stoffblöcken

Wir werden also genauer hinschauen und  die Verknüpfungen zwischen den Stoffblöcken genauer dahingehend überprüfen müssen, ob sie vollständig sind bzw. ob die jeweiligen Ergänzungen hinreichend ausgewiesen sind. Auch wird man so überprüfen, wo weitere  Öffnungen zu wichtigen Informationsteilen, zu Hintergrundwissen usw. notwendig werden.

So wird man zwischen den Blöcken gezielte Verknüpfungen offen legen und damit Vernetzungen deutlich machen, wie sie in linearen Darstellungen nur sehr schwer darstellbar sind.

Gerade wenn wir auch zwischen den Teilblöcken vernetzen und hier Öffnungen schaffen in erweiterte Horizonte, könnte doch bisweilen der Überblick verloren gehen. Wir sollten deshalb zumindest im Rahmen der großen Blöcke, die wir bearbeitet anbieten, Strukturübersichten zum Block anbieten (Beispiel:  die Konfigurationsskizze) die eine Orientierung bieten. Aber auch mehrere Blöcke lassen sich zu Übersichtsstrukturen zusammenfassen.

3.2.3   weiterreichende Vernetzungen:

Es wird nun möglich, auch Verbindungen, die über den engen Problemhorizont hinausreichen, in die Darlegungen einzubeziehen und z.B. Zeitumstände, Hintergründe, Begleitumstände usw. offen zu legen und entweder als eigene Seiten darzustellen und anzubieten oder aber  auf externe Seiten zu verweisen und entsprechende Links zu legen.

Die "Iphigenie", wie sie Schüler eines Leistungskurses erarbeitet haben, finden Sie im Netz unter

www.stark-verlag.de/10486/Praesentation